Es war etwa Mitte September 2023, als wir knapp eine Woche nach Veröffentlichung die Verkaufszahlen unseres neuen Romans „Der letzte Prozess“ auf Amazon genauer unter die Lupe nahmen. Besagter Roman stammt übrigens aus der Feder des Kult-Krimiautors Thomas Breuer. Wir hatten zwar damit gerechnet, dass er gut anlaufen würde – immerhin haben wir wie für alle unsere Bücher sämtliche LeseGlück-Vermarktungstricks und -Verkaufstechniken umgesetzt – hätten jedoch nicht damit gerechnet, einen so phänomenalen Verkaufsstart zu erleben.
In der ersten Woche konnten wir bereits mehr als 20 organische Bestellungen verzeichnen, was auf den ersten Blick wenig erscheinen mag, allerdings für einen vielversprechenden Langzeitverkauf auf Amazon spricht. (Zudem handelt es sich bei „Der letzte Prozess“ um ein höherpreisiges Buch mit einer Marge von mehr als 5€ je Verkauf.) Und siehe da: Im ersten Monat nach Veröffentlichung kamen gut 100 (!) weitere Bestellungen hinzu. Ein Mega-Start!
In diesem Artikel möchten wir Dir am Beispiel von „Der letzte Prozess“ zeigen, wie wir in der Konzeptionsphase die Vermarktung planen, um den Bucherfolg sicherzustellen.
Die Planung
Als Verlag sind wir auf die Zusammenarbeit mit tollen Autorinnen und Autoren angewiesen. Eines Tages stießen wir durch Zufall auf Thomas Breuer, bekannt für seine spannende „Leander“-Krimireihe. Für seinen Roman „Der letzte Prozess“ suchte er damals einen neuen Verlag. Einige E-Mails, Facebook-Nachrichten und ein nettes Telefonat später waren die Details der Zusammenarbeit geklärt und wir hatten das Manuskript auf unserem Schreibtisch (respektive unserer Festplatte) liegen. Als Nächstes mussten wir uns überlegen, wie wir den Roman vermarkten würden.
Nach Absprache mit Thomas Breuer und nachdem wir uns mit dem Roman inhaltlich auseinandergesetzt hatten, war die Sache für uns klar: Wir würden den Roman primär als Krimi vermarkten und seine historische Dimension als Alleinstellungsmerkmal nutzen; immerhin handelt die Geschichte von einem komplizierten Fall, der auf die Zeit des Dritten Reiches zurückgeht und in der berüchtigten Wewelsburg spielt. Durch besagte Burg hatten wir den perfekten Anker, um das historische Element des Romans herauszustellen.
Unsere Kunden kennenlernen
Ein grundlegender Plan war geschaffen. Nun war es an der Zeit, diesen zu kräftigen. Der nächste Schritt zielte darauf ab, die Zielgruppe für eben diese Art von Roman kennenzulernen, um unser Marketing-Konzept auf ihre Wünsche und Bedürfnisse abzustimmen. Nach erneuter Absprache mit dem Autor und umfassender Online-Recherche konnten wir ein Kundenprofil (den Kunden-Avatar) erstellen, der die Grundlage für unsere Marketing-Strategie bildete. Aufgrund der Kombination von Historischem und Krimi stellte sich dies als Herausforderung dar, doch letztendlich fanden wir genug Überschneidungspunkte zwischen Krimi-Liebhabern und Lesern historischer Stoffe.
Nun wussten wir, an wen sich unser Roman wirklich richtet und wer unsere Kunden sein würden. Das half uns dabei, die Produktbeschreibung und den Klappentext auszuarbeiten, denn wir verfügten über ausreichend Infos, um exakt die Bedürfnisse und Erwartungen potenzieller Kunden anzusprechen und als Verkaufsargumente zu nutzen.
Die Balance zwischen Preis und Format
Beim Erstellen des Buchsatzes stellt sich natürlich die Frage, in welchem Format die verschiedenen Printausgaben erscheinen sollen. Da wir über mehrere Plattformen veröffentlichen wollten, mussten wir uns an verschiedene Formatvorgaben der unterschiedlichen Anbieter halten. Das stellte sich durchaus als eine Herausforderung heraus …
Der Roman zählt rund 135.000 Worte. Je kleiner das Format, desto mehr Seiten hat die Printausgabe, wodurch die Druckkosten steigen, ergo unsere Marge sinkt. Größere Formate mit weniger Seiten sind tendenziell ertragreicher, allerdings können wir unseren Kunden keinen Roman im DINA4-Format zumuten. Zudem unterscheidet Amazon zwischen „großen Formaten“ und sogenannten „normalen Formaten“, was sich ebenfalls auf die Druckkosten auswirkt.
Wir probierten verschiedenste Formate aus und stellten nach genauem Errechnen fest, dass für diesen Roman das große Format mit weniger Seiten im Endeffekt weniger Marge bedeuten würde im Vergleich zu einem kleineren Format mit mehr Seiten. Aus diesem Grund haben wir uns für das kleinere entschieden, haben aber durch Optimierungen des Buchsatzes die Seitenzahl so weit wie möglich reduziert, ohne die Lesbarkeit zu beeinträchtigen. Wir erstellten Buchsätze für ein Taschenbuch und Hardcover auf Amazon, für ein E-Book sowie für ein Taschenbuch im Buchhandel.
Keywords nicht vergessen
Doch bevor es zum Cover gehen konnte, fehlte ein entscheidender Schritt: die Keyword-Recherche. Diese verlief mit unserem Tool Helium 10 routiniert. Wir fokussierten uns auf die wahrscheinlichste Kundenreise hin zu unserem Buch – unser Wissen über unsere Zielgruppe half uns dabei enorm. Darüber hinaus stellten wir sicher, dass wir lediglich die relevantesten Keywords für den Roman auswählten, denn wer gibt schon „gefühlvolles Liebesdrama“ ein, wenn sie oder er eigentlich nach einem spannenden History-Krimi sucht? Mit den Keywords, die wir für den Upload benötigen, erstellten wir zudem einen pfiffigen Untertitel für das Buch, der nicht nur gut klang, sondern auch den Algorithmus von Amazon ansprach und so die Sichtbarkeit des Romans steigern würde.
Der letzte Schliff – vorerst
In der Zwischenzeit, während wir uns mit den Keywords beschäftigten, baten wir unseren zuverlässigen Grafik- und Coverdesigner um Hilfe. Wie bereits erwähnt lautete der Plan, die Wewelsburg in den Vordergrund zu rücken. Dazu hatte uns der Autor Bilder zugesendet, die er selbst geschossen hat. Eins davon zeigte die Burg bei Nacht aus einem geheimnisvollen Winkel. Das perfekte Motiv. Fix entwickelte der Designer die ersten Entwürfe und nach winzigen Detailänderungen hatte er nicht nur das Beste aus dem Foto herausgeholt, sondern durch Schrift, Farbe und kleine Extras die gewollte Stimmung perfekt eingefangen. So entstand das schaurige Cover von „Der letzte Prozess“ – eines unserer Lieblings-Cover (und wir haben schon sehr viele Bücher veröffentlicht). Auch der Autor war zufrieden, womit wir endlich zur langersehnten Veröffentlichung übergehen konnten.
Das Werk an den Mann und die Frau bringen
Zu guter Letzt konnte der Upload beginnen. Die Prüfung und Genehmigung durch Amazon dauerten rund 24 Stunden. Doch hier endete für uns die Arbeit noch lange nicht.
Bereits am Tag der Veröffentlichung starteten wir mehrere Werbekampagnen auf Amazon, wobei wir die Keywords auch hierfür wieder verwendeten. Zudem half uns der zu Beginn erstellte Kunden-Avatar, die Werbung auf die Zielgruppe abzustimmen.
Als auch dies erledigt war, hieß es schlussendlich: warten, beobachten und unsere Marketing-Maßnahmen gegebenenfalls anpassen. Und das taten wir auch. Nach zwei Tagen wurden die ersten Bestellungen in unserem Amazon Ads- und im KDP-Account angezeigt, wobei wir ebenfalls rasant steigende Werbekosten registrierten. Wir handelten schnell und steuerten gegen, indem wir Geldfresser identifizierten und abschalteten. Dabei mussten wir behutsam vorgehen, denn der Roman baute durch die ersten Bestellungen spürbar Momentum auf, und dieses Momentum würden wir durch ein zu radikales Herunterfahren der Werbung gefährden. Wir konnten die Werbung schnell auf ein Niveau bringen, bei dem die Kosten durch entsprechende Einnahmen gedeckt wurden und auf den Erfolg des Buchs einzahlten.
Fazit
Wir können nicht zaubern. Auch nutzen wir dieselben Kanäle und Vermarktungsmöglichkeiten, die allen Selfpublishern auch offenstehen. Wie sich der Markt entwickelt und vor allem, wie die Kundschaft letztendlich reagiert, können wir nicht bestimmen. Das kann niemand. Was jedoch in unserer Macht liegt, ist an den richtigen Stellschrauben zu drehen, dafür zu sorgen das wirklich Beste aus jedem Buch herauszuholen! Und das kannst Du auch!